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Das hat sich gewaschen! Der Waschstraßenreport!
Welche Maschine ist für mich und meine Ansprüche geeignet?


Ich hatte die Gelegenheit die neue LEVAR UNICA Plattenwaschmaschine intensiv auszuprobieren. Da ich zwei solche höchst nützlichen Helfer in ständiger Benutzung habe, bot sich ein direkter Vergleich der LEVAR UNICA mit der Pro-Ject Vinyl Cleaner VC-S und der Loricraft PRC 4 an.
Kommen wir zuerst zum neuen Produkt von LEVAR. Eine recht kompakte Maschine in ausgezeichneter Fertigungsqualität und mit einem Einarmsystem für die Benetzung, Reinigung und Absaugung der Schallplatte. Die Versandverpackung ist äußerst robust in doppelter Industriepappe ausgeführt. Das Innenleben ist sauber aufgeteilt und nimmt alle Zubehörteile nebst Maschine sicher auf. In der Vorfreude auf die Arbeitsweise wurde die Maschine, ohne Studium der Bedienungsanleitung, sofort ans Netz gesteckt und die erste Platte gewaschen. Was für eine Ernüchterung, es wollte nicht zur Zufriedenheit gelingen. Das was ohne intensivere Beschäftigung mit der Anleitung sofort funktionierte war die Plattenklemme mit der Gummilippe, welcher das Label trocken hält und gleichzeitig die Platte auf dem Teller fixiert. Sensationelles Teil diese Klemme. Sie liegt gut in der Hand und funktioniert einfach und präzise bei der Befestigung der Scheibe, wie auch beim Lösen mit einem kleinen Rechts- bzw. Linksdreh und etwas Druck. Dieses Teil hat mich wirklich überzeugt. Das mit dem Waschen anfangs nicht, was wie so oft auch in diesem Fall am Benutzer lag. Viele Dinge hatte ich eben aus Unkenntnis über die genaue Funktion und die Abläufe des Reinigungsprozesses mit der UNICA einfach falsch gemacht.
Zum Beispiel wird bei der ersten Wäsche empfohlen zuerst etwas Reinigungsflüssigkeit in den Arm zu pumpen, um die Microfaserflächen ausreichend zu tränken. Folgt man der Empfehlung nicht, fällt es schwer einen annähernd gleichmäßigen Reinigungsfilm zu erzeugen. Man pumpt nach und nach und hat dann schnell zu viel Flüssigkeit auf der Scheibe, welche dann, wenn es richtig schief geht, auch noch über die Platte hinausläuft und die Plattenauflage aus Moosgummi flutet. Wie gesagt ich spreche aus Erfahrung. Daher möchte ich an dieser Stelle dringend das Lesen der Bedienungsanleitung empfehlen. Einige Dinge sind jedoch auch ohne intensives Studium sofort klar. Die Befüllung des Flüssigkeitstanks mit dem beiliegenden Trichter zum Beispiel. Aber auch hierzu wird empfohlen den Tank nicht gänzlich zu füllen, denn das Nachfüllen geht leicht, die Flüssigkeit zu entfernen zum Beispiel für den Transport fällt hingegen schwer. Die UNICA wird mittels 4 Tastern gesteuert und natürlich manuell durch Schwenken des Armes. Dabei bieten die Taster folgende Funktionen: An und Aus der Drehbewegung, Änderung der Drehrichtung, Flüssigkeitstransport und Vakuumbetrieb. Alles an der Maschine macht einen hochwertigen Eindruck und überzeugt durch großartige Optik und Haptik.
Kommen wir zur Reinigung. (Wikipedia) „Der Sinnersche Kreis ist ein Wirkungsmechanismus, mit dem Reinigungsabläufe in der gewerblichen Reinigung, Gebäudereinigung, Desinfektion, Geschirrspülmaschine, Waschmaschine usw. organisiert und durchgeführt werden. Benannt ist der Sinnersche Kreis nach dem Tensidchemiker Herbert Sinner (* 1900 in Chemnitz, † 1988 in Hilden), ehemaliger Leiter der Waschmittel-Anwendungstechnik bei dem Unternehmen Henkel.[1][2]
Der Sinnersche Kreis geht davon aus, dass vier Parameter hauptsächlich den Erfolg einer Reinigung bestimmen. Diese vier Grundparameter einer jeden Reinigung sind somit:[3]
- Chemie (Reinigungsmittel, -produkt und dessen Konzentration)
- Mechanik (Lösung von Schmutz, Kontaktherstellung zum Reinigungsmittel)
- Temperatur und
- Zeit.
Alle vier Faktoren sind voneinander abhängig, aber untereinander in ihrer Größe veränderbar. Sie machen den Erfolg eines Reinigungs- oder auch Desinfektionsvorganges [4] aus, müssen im exakten Verhältnis zueinanderstehen und ergeben stets dieselbe Gesamtsumme.“
Dieses Wirkprinzip auf unsere Plattenwäsche übertragen bedeutet, wir haben eine Reinigungsflüssigkeit, da gibt es unzählige Flüssigkeiten, fertige Mixturen und Angebote zum Selbst- mischen. Dabei setzen einige Produkte auf alkoholische Anteile, die anderen verzichten aus unterschiedlichen Gründen darauf. Weiterhin haben wir die mechanische Krafteinwirkung auf die zu reinigende Fläche (Plattenseite) durch geeignete Hilfsmittel (Microfasertücher, Bürsten unterschiedlicher Art, Samtflächen und vieles mehr). In aller Regel eine Raumtemperatur zwischen 18 und 25°C. Aus meiner Sicht der wesentlichste Aspekt, neben dem Hilfsmittel Bürste oder Microfasertuch, ist die Dauer der Einwirkung der Reinigungsflüssigkeit auf die Reinigungsfläche zum Lösen des Schmutzes. Dabei spielt die Drehzahl des Gerätes (der Platte) eine bedeutende Rolle. Es schließt sich nach der Plattenwäsche eine mechanische Absaugung der Flüssigkeit und des darin gelösten Schmutzes und damit verbunden eine Trocknung an.
Neben der Reinigungsleistung (Quotient aus Arbeit und Zeit) spielt bei der Nutzung der Geräte die Lautstärke eine wichtige Rolle. Also habe ich die Laustärke, in einem Geräteabstand von 50 cm, bei der Absaugung gemessen. Das erhebt keinen wissenschaftlichen Anspruch, da es nicht mit einem kalibrierten Geräte erfolgte. Da es aber bei allen drei Geräten in gleicher Wiese passierte, sind die Ergebnisse untereinander vergleichbar. Zumindest die absoluten Unterschieden sind darstellbar. Für mich nicht überraschend ist die Pro-Ject Vinyl Cleaner VC-S, als preiswertestes Gerät, mit 69 dB das lauteste Gerät (das ist nur über eine kurze Zeit erträglich, etwa für 1 bis 2 Wäschen, wenn größere Mengen an Vinyl zu waschen waren, habe ich mir einen einfachen Gehörschutz für 15,- € aus dem Baumarkt aufgesetzt) zur Ehrenrettung muss man an dieser Stelle sagen, eine Nitty Gritty Basic ist noch deutlich lauter. Gefolgt wird die Pro-Ject von der LEVAR UNICA mit 61 dB, was ich doch etwas enttäuschend fand. Das leiseste Gerät ist, wie zur erwarten war, da es sich um eine Punktabsaugung mittels Medizinpumpe und nicht durch einen Industriesaugers handelt, die Loricraft PRC 4 mit 48 dB. Damit ist die UNICA mehr als doppelt so laut wie die Loricraft. Die Loricraft ist im Vergleich etwa so laut wie ein surrender Kühlschrank, die UNIKA wie normaler Straßenverkehr und die Pro-Ject wie ein vorbeifahrendes Motorrad. Die Geräuschentwicklung der UNIKA ist bezogen auf den Preis von ca. 2T€ und der makellosen Erscheinung, gefühlt etwas zu hoch. Das Gerät hätte eine bessere Dämmung des Saugmotors und eine akustische Optimierung des Universalarms verdient. Weiterhin wichtig für das Reinigungsergebnis ist die Zeit des Einwirkens der Reinigungsflüssigkeit auf die Reinigungsfläche. Dazu ist die Drehzahl der Schallplatte ein entscheidender Faktor. Je schneller der Teller dreht, je länger wirkt mechanisch der Reinigungsgegenstand auf die Reinigungsfläche ein. Ganz weit vorn liegt hier wieder die Loricraft mit 71 Umdrehungen pro min., gefolgt von der Pro-Ject mit 31 Umdrehungen pro min. und am Ende die UNIKA mit 27 Umdrehungen pro Minute. Die geringe Drehzahl der UNIKA ist damit auch für den längsten Trocknungsprozess der Schallplatte maßgebend. Erschwert wird die Trocknung zudem durch das Einarmprinzip. Da über den Arm auch die Flüssigkeit aufgetragen und die Reinigung durch die Microfaserbänder erfolgt, müssen auch diese bei der Trocknung mit getrocknet werden. Für eine durchschnittlich, vollständige Trocknung mit der UNIKA wurden ca. 3 Minuten benötigt. Die Pro-Ject benötigt ca. 2 Minuten und die der Loricraft ca. 2,3 Minuten für eine vollständige Trocknung.
Bei der Gesamtbetrachtung der Leistungsparameter aller drei Geräte, ergibt sich für mich ein eindeutiges Ergebnis. Die seit vielen Jahren international hoch geschätzte Loricraft ist auch für mich das Maß der Dinge bei der Plattenwäsche. Ich liebe es auch mit dem von mir bevorzugten Reinigungsgerät dem Easy Groove Applicator von Chisto (erhältlich bei - dienadel.de) mit der Hand einen gleichmäßig geschlossenen Flüssigkeitsfilm auf der Schallplatte zu erzeugen. Das gelingt sehr gut. Das ist mit der UNIKA nicht immer vollständig gelungen, da man keinen Einfluss auf das Einwirken des Mono Arms mit den Reinigungstreifen hat. Ich war dann oft versucht, den von mir gewünschten geschlossenen Flüssigkeitsfilm durch nachpumpen zu erreichen, was gelegentlich zum Überlaufen der Flüssigkeit führte und die Moosgummiauflage befeuchtete. Das ist sehr schlecht, da man die Auflage nur schlecht trocknen kann. Mit dem Pro-Ject Gerät gelingt der Flüssigkeitsauftrag auch recht gut, jedoch durch den nicht vorhanden Plattenteller bei dünnen Pressungen nur eingeschränkt. Der kleine Teller der Pro-Ject hat dagegen auch Vorteile. Die gereinigte Plattenseite wird nicht wieder verschmutzt und überlaufendes Reinigungsmitte lässt sich leicht auf der Unterseite entfernen.
Noch ein Word zur „Chemie“, also dem Reinigungsmittel. Ich verwende seit Jahren das Konzentrat von L'Art du Son. Das Fläschchen wird kühl und dunkel aufbewahrt und nur in geringen Mengen mit Aqua Bidest gemischt. Des reinigt gut, wie andere Wässerchen auch, funktioniert jedoch ohne Alkohol, Konservierungsstoffe und Emulgatoren. Das ist der Grund für die Lagerung und die Mischung geringer Mengen. Ich habe vor Jahren einmal alles angemischt und die Mischung nicht kühl gelagert. Nach einiger Zeit sind die ca. 4,5 Liter stark ausgeflockt und ich habe alles entsorgt. Der Vorteil für mich bleibt jedoch das Fehlen von Alkohol. Damit ist die Lösung geruchsneutral.
Das auch gut reinigende Mittel der Unica basiert auf Alkohol und riecht sehr stark. Ich empfinde das unangenehm, vor allem wenn ich dem Geruch über eine längere Zeit ausgesetzt bin. Das kommt nicht selten vor, da oft auch größere Mengen an Platten eintreffen, die dann zu waschen sind. Denn es kommt bei mir keine Platte ohne Wäsche unter die Nadel.
Meine zwei Geräte, die Pro-Ject und die Loricraft stehen am Ende für mich zum einen als gutes Einsteigergerät und Profigerät da. Oft werden gebrauchte, verschmutzte Platten auf der Pro-Ject einer Vorwäsche unterzogen und dann auf der Loricraft porentief rein.
Die LEVAR UNICA für ca. 2T € ohne Abdeckhaube ist überzeugend verarbeitet, lässt sich gut bedienen und reinigt auch so. In der Summe erscheint sie mir ohne Haube, der Schutz sammelt sich in der offenporigen Moosgummiauflage und lässt sich nicht mehr entfernen, zu teuer. Da gibt es andere Produkte und Konzepte am Markt auch mit zwei Armen, die deutlich günstiger sind und vergleichbare Reinigungsergebnisse liefern.






