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Musik in und aus der "Großen Stadt" Teil 2

Text und Bild Sven Fandrich

Ende Herbst 2015 hatte ich Karten für Celina Bostic (gesprochen „Bostick“) gewonnen. Also wieder mal überraschen lassen. Das Konzert fand in der „Bar Jeder Vernunft“ in Berlin-Charlottenburg statt. Ausverkauftes Spiegelzelt, holla da war was los, eine große Fangruppe hatte sich versammelt und gefilmt wurde der Auftritt auch.
Celina Bostic, singt und spielt Gitarre und arbeitet auf der Bühne mit einer Loop-Station. Sie ist geboren und aufgewachsen in Charlottenburg als Tochter des 2008 verstorbenen amerikanischen Jazzbassisten Earl Bostic. So richtig unbekannt ist sie nun wirklich nicht. Allerdings bewusst wahrgenommen hatte ich sie noch nicht. Sie war als Backgroundsängerin für Udo Lindenberg, Herbert Grönemeyer, Max Here, Farin Urlaub und Peter Fox tätig. Und war Support für Judith Holofernes, Flo Mega, Moop Mama und Johannes Oerding. Das war für sie alles okay. Sie erkannte aber für sich „Selber machen ist halt eben selber machen“ und gründete ihr eigenes Label und brachte dort ihr Album „Zu Fuss“ heraus.
An diesem Abend wurde sie bei zwei Titeln sporadisch von ihrer „kleinen“ Schwester begleitet. Die beiden jungen Frauen haben eine tolle Ausstrahlung auf der Bühne und „perfekte Stimmen“. Celina nimmt mit ihren Songs zwischen Soul und Singer/Songwriter alle sofort für sich ein. Allein mit ihrer Stimme der Gitarre (vom Vater) und der Loop-Station verzauberte sie das Publikum an diesem Abend. Leider musste ich kurz vor Schluss, bei der wohl vierten Zugabe, gehen. Hatte aber so die Gelegenheit im Vorbeigehen am Ausgang bei ihrer „kleinen“ Schwester die LP „Zu Fuss“ zu ersteh
en.  

Celina Bostic „Zu Fuss“

Mit dem Opener „Wann kommst Du“ beginnt eine vergnügliche Reise durch Stilmixe und pfiffige Texte. Die Stücke werden getragen von Celinas perfekter Stimme die keine Härten kennt. Mit ihrem „Lagerfeuer-Soul“ durchkreuzt sie allerlei Lebenssituationen. Die intelligenten Texte sind mitten aus dem Leben gegriffen, voller Ironie und regen zum Nachdenken und Schmunzeln an. Ich habe lange kein deutschsprachiges Album mit solcher Begeisterung gehört. Eine Empfehlung von Herzen „großes Kino“.

Die Produktion der LP ist gut gelungen, es gibt kaum Abtaststörungen und auf Höhenschlag wurde auch verzichtet.  


Anspieltipps: Papa, Herz ist voll, Irgendwo, Alles was zählt, Für immer (ist einfach herzerwärmend und berührend, ganz große Gefühle)

Platteninformationen:

Eigenes Label: Lagerfeuer Records, 2014, 33 rpm, LP 180g,

inklusive Album auf CD

Genre: Songwriter-Soul

Klapphülle

Preis: ab 21,- EUR

Musik: 1

Klang: 2

Alle Farben - „Synesthesia I Think In Colours"

Der am 05. Juni 1985 in Berlin Kreuzberg zur Welt gekommene Frank Zimmer hält die „Farben“ der House-, Techno- und Elektrokünstler der „Großen Stadt“ hoch. Als Pseudonym wählte er sich als Bewunderer des Malers Friedensreich Hundertwasser zunächst „Hundert Farben“, um dieses später zu „Alle Farben“ umzuwandeln. Unter diesem Künstlernahmen bereichert er die DJ- und Produzentenszene der „großen Stadt“. Nun lockt heute die Technomucke der 90iger nur noch die ultrakonservative Raver-Fraktion aus dem Haus. Die wird aber auch älter. Die aktuelle Clubmusik hat sich entwickelt und Frank Zimmer alias „Alle Farben“ ist ein Teil dieser Entwicklung. Wie man die Massen in Bewegung bringt, hat er als DJ drauf. Auf dem Debütalbum mixt er auf seine lockere Art House mit Pop und Soul. Dabei setzt er in den meisten Tracks auf die charmante Unterstützung zarter Frauenstimmen. Eine Mischung die sofort zündet. Wenn die Titel so richtig Fahrt aufnehmen wähnt man sich in einem dunklen von Laserlicht durchschnittenen Club mitten in der tanzenden Masse. Man sollte dieser Art Musik nicht als Hi-End Hörer begegnen. Beim Knistern ist man nicht sicher ist das nun Stielelement oder schlechte Produktion. Egal, die transparent mit bunten Streifen gefertigten Scheiben auflegen – unbedingt laut machen – und Spaß haben.  

Anspieltipp: „Down“, „She Moves (Far Away)“, „Synesthesia“, „Blue“, „ Lonlay Land“, „

Platteninformationen:

Label: B1 Recordings, 2014, 33 rpm, DO-LP 180g,

inklusive Album auf CD

Genre: Elekto / Dance

Klapphülle

Preis: ab 20,- EUR

Musik: 2

Klang: 2

„Music Is My Best Friend“

Ziemlich genau zwei Jahre nach dem Debütalbum veröffentlicht „Alle Farben“ den zweiten Streich einer eher chilligen Elektro-Mucke. Nach dem obligatorischen Intro geht es mit „Remenber Yesterday“ dann poppig los. Die Musik der Do-LP lässt bei mir das Clubfeeling nicht aufkommen. Die Songs sind doch mehr Pop und weniger Dance. Die Tracks fallen weder besonders auf noch ab. Die Zahl der Highlights ist übersichtlich (siehe Anspieltipps). Auf Seite zwei schließen sich dann die aus dem Radio bekannten Nummern „Bad Ideas“ und „Please Tell Rosie“ an. Diese Titel sind gegenüber dem Rest sehr eingängig. Clubtauglich sind die auf weißem Vinyl mit bunten Streifen gepressten Scheiben nicht. Geeignet sind sie sicher gut für Home- oder Grillpartys. Insgesamt tut die neue von Frank Zimmer nicht weh und hält an altbewährtem vom Erstling fest. Damals war das noch neu und spannend, ohne eine deutliche Entwicklung bleit „Music Is My Best Friend“ hinter meinen Erwartungen zurück.    

Anspieltipp: „Bad Ideas“, „Please Tell Rosie“, Fall Into The Night“

Platteninformationen:

Label: B1 Recordings, 2016, 33 rpm, Do-LP 180g,

inklusive Album auf CD

Genre: Elektro / Pop

Klapphülle

Preis: ab 22,- EUR

Musik: 2-3

Klang: 2

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