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Silber- Übertrager „Monster Can“ von Consolidated Audio Berlin



Im Anschluss an eine interessante Vorführung mit einem Kondo Übertrager, ging ich auf die Suche nach einem geeigneten Übertrager für den Betrieb meines Soundsmith Hyperion am Grandinote Celio. Dabei viel mein Interesse auch auf die Übertrager von Dipl.-Ing. Michael Ulbrich aus Berlin. Ich kontaktierte ihn mit der Frage nach einem geeigneten Übertrager aus seiner Produktion für meinen Soundsmith Hyperion. Er antworte schnell und versprach mir, wenn er den geeigneten Übertrager wieder in Berlin zur Verfügung hätte, die Möglichkeit ihn in meiner Kette auszuprobieren. Es verging Monat um Monat. Mittlerweile hatte ich einige Übertrager aus englischer Produktion von EAR, Audio Note UK und Music First Audio ausprobiert. Am Ende habe ich mich für den Music First Audio Kupfer-Transformer, auf Grund seiner Flexibilität und des guten Klangs, entschieden.
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Für alle, die hochwertige MC Tonabnehmer mit 0,5 mV Ausgangsspannung oder geringer verwenden, lohnt der Versuch diesen über einen Transformer am MM Eingang der Phono Stage mit 47kOhm zu betreiben. Auch kann ein Tonabnehmer mit 1,0 mV und der Übersetzung von 1:5 funktionieren, dieses Übersetzungsverhältnis ist jedoch nicht so häufig anzutreffen. Ich habe also die unterschiedlichen Modelle an meiner Phonostufe probiert. Der klassische MC Betrieb funktioniert mit dem Hyperion bereits sehr gut, wenn man den Phonoverstärker mit 500 Ohm oder größer abschließt. Der Klang bei Verwendung eines geeigneten Übertragers ist jedoch noch deutlich besser. Der Hyperion hat 0,4 mV Ausgangsspannung und einen empfohlenen Abschlusswiderstand von
≥ 470 Ohm, da passt ein Übertrager mit einem Übersetzungsverhältnis 1:10 perfekt und genau so habe ich den „Music First Audio – Moving Coil Step-up“ eingestellt. Dieser lässt die Übersetzungen 1:5, 1:10 und 1:20 zu. Zusätzlich kann man noch Widerstandsanpassungen vornehmen, was ich in meinem Fall nicht tue. So kann ich das Potential meines edlen mit einem von Hand geschliffenen Kaktus-Stachel als Nadelträger versehenen, amerikanischen Tonabnehmers auf hohem Niveau ausschöpfen. Überraschenderweise hat sich Anfang 2020 Herr Ulbrich gemeldet und gefragt ob ich noch am Test des Übertragers interessiert wäre. Das war ich natürlich.- In 25 Minuten war ich bei Consolidated Audio in Berlin und übernahm den „Monster Can“ Silber-Übertrager mit der Übersetzung von 1:10. Bei der Gelegenheit hat Herr Ulbrich einige Scheiben aufgelegt und ich konnte ein wenig Musik über seine Übertrager und dem Prototypen seines Phonoverstärkers hören. Interessante Klangerfahrung, so völlig abweichend von meiner Klangpräferenz.
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Er überließ mir den Übertrager für eine Woche. In der Zeit hatte ich an zwei Abenden die Gelegenheit, in aller Ruhe die Unterschiede zu meinem Music First Audio Übertrager zu erfahren. Überraschenderweise klang der „Monster Can“ überhaupt nicht analytisch hell, wie man es bei dem verwendeten Silber vermuten würde, dass Gegenteil war der Fall. Es klang alles natürlicher mit noch ruhigerem Hintergrund und klarerer Abbildung und spürbar mehr Dynamik. Der Klanggewinn gegenüber dem „Music First Audio Moving Coil Step-up“ Übertrager in meiner Anlagenkonfiguration war deutlich. Das wird sicher nicht nur in guten bis sehr guten Anlagen deutlich hörbar sein. Das Ergebnis hat mich ehrlich gesagt nicht wirklich überrascht, kostet doch der Consolidated Audio Übertrager das ca. 1,7 fache meines Music First Audio Übertragers. Ein weiters Indiz für die Qualität der Arbeit von Herrn Ulbrich war für mich die häufige Verwendung in Anlagen auf den letztem Analogforum.
Wenn man dann die Flexibilität der Anpassung
durch Schalter und die damit verbundenen Probleme
bei der Signalübertragung bei meinem Step-Up
Übertrager berücksichtigt war der bessere Klang erwartbar.
In der Gesamtbetrachtung ein „Klasse Produkt“ für
MC Tonabnehmer der gehobenen Preisklasse.
Wer das letzte aus einem MC an Klang kitzeln möchte,
sollte den Übertrager aus Berlin einmal ausprobieren.
Herr Ulbricht hält sogar Übersetzungen von 1:40 bereit
für sehr, sehr leise MC Tonabnehmer mit 0,1 mV
Ausgangsspannung, welche oft klanglich weit vorne sind.
Ich bleibe bei meinem flexiblen Music First Audio und
„booste“ den Klang meiner Anlage auf andere Weise.
Dazu vielleicht ein anderes Mal mehr.
Meine Fragen an Michael Ulbrich:
Wie sind Sie auf die Gestaltungidee in Form einer Tonne gekommen?
Vorbild waren zwei alte Messübertrager, die in doppelt geschirmten Mu-Metalldosen eingebaut waren. Diese habe ich zerlegt, die Ringkerne neu bewickelt und daraus den Prototypen für meinen Step-Up-Transformator gemacht. Zuerst hatte ich pro Kanal eine Dose verwendet, später dann die Übertrager für beide Kanäle in eine Dose mit getrennten Kammern eingebaut.
Ist die Aufstellung der Tonne auch horizontal geplant und wie soll das umgesetzt werden?
Ja, das ist in Arbeit. Es wird eine Ablage aus Holz geben, auf die die Dose horizontal gelegt und damit am Wegrollen gehindert werden kann. Anschlussbuchsen dann auf der Rückseite, so dass die Kabel nicht so prominent in Erscheinung treten. Vorderseite mit Metallschild / Logo. Das Ganze wird dadurch auch etwas Rack freundlicher, da in der Höhe nicht mehr so viel Platz beansprucht wird.
Welche Materialen werden für die Übertrager verwendet?
Der Kern ist aus einer modernen, nano-kristallinen, weichmagnetischen Legierung, wie sie auch aktuell für induktive Bauelemente verwendet wird. Die Übertrager sind für beide Kanäle in getrennte Kammern einer Innendose aus Mu-Metall eingebaut, die die empfindlichen Bauteile von äußeren magnetischen Störfeldern abschirmt. Diese Innendose ist wiederum in eine CNC-gefertigte und schwarz oder silber eloxierte äußere Aluminiumdose eingebaut, die zur Entkopplung vom Untergrund auf 3 Sorbothan-Füßen ruht.
Ist die Silberausführung aus reinem Silber oder Kupfer versilbert?
Das ist Silberdraht mit einem Reinheitsgrad von 99.99%
Wie kann der Übertrager durch die zwei Load-Anschlüsse angepasst werden?
Ein Übertrager arbeitet grundsätzlich in beide Richtungen. Maßgeblich ist das Übersetzungverhältnis d.h. das Windungsverhältnis von Primär- (Eingang) zu Sekundärwicklung (Ausgang). Ein typischer Wert für das Übersetzungsverhältnis "ü" von MC-Übertragern ist 1:10 - innerhalb der Bandbreite des Übertragers wird eine Eingangswechselspannung von 1 mV in eine Ausgangswechselspannung von 10 mV transformiert. Der Übertrager arbeitet als passiver Spannungsverstärker mit einem Verstärkungsfaktor von 10 (20 dB). Vertauscht man Eingang und Ausgang und schließt an der Sekundärwicklung eine Wechselspannung von 10 mV an, erscheint diese mit dem Kehrwert von ü (10:1) übersetzt als Wechselspannung von 1 mV auf der Primärseite.
Ein wichtiger Betriebsparameter für MC-Abtastsysteme ist der Lastwiderstand. In den Datenblättern geben die Hersteller oft einen "empfohlenen" Lastwiderstand (recommended load) an. Je nach MC-System beträgt der Wert für den empfohlenen Lastwiderstand einige 10 bis einige 100 Ohm. Betreibt man das MC-System mit einer Phono-Vorstufe mit MC-Eingang, lässt sich der Eingangswiderstand des MC-Phonoeingangs (= Lastwiderstand des MC-Abtasters) oft mit Hilfe von LOAD-Schaltern an der Phonostufe auf den gewünschten Wert einstellen.
Betreibt man das MC-System an einem Übertrager, der mit seinem Ausgang an den Eingang einer MM-Phonostufe angeschlossen ist, so wird der Eingangswiderstand der MM-Phonostufe, der typischerweise 47 kOhm beträgt, durch den Übertrager mit dem Quadrat des Kehrwerts von ü (100:1) auf die Primärseite übersetzt. Das an die Primärwicklung (den "Eingang") des Übertragers angeschlossene MC-System "sieht" also den transformierten Eingangswiderstand der MM-Phonostufe von 47 kOhm als Lastwiderstand von 470 Ohm.
Die LOAD-Buchsen am Consolidated Audio MC-Step-Up sind parallel zum Ausgang des Übertragers und damit auch parallel zum MM-Eingang der Phonostufe angeschlossen. Gesetzt den Fall, man möchte bei einem Übertrager den MC-Lastwiderstand weiter verringern, kann man das durch Parallelschalten von Widerständen tun, die man einfacherweise in ein Paar leere RCA-Stecker lötet und in die LOAD-Buchsen des Übertragers steckt. Ein Beispiel: Die MC-Last von 470 Ohm, die sich bei einem 1:10 Übertrager ergibt, der an eine Phonostufe mit 47k Eingang angeschlossen ist, soll auf 235 Ohm halbiert werden. Man lötet also zwei 47 kOhm Widerstände in zwei RCA-Stecker und steckt diese in die LOAD-Buchsen. Parallel zum bereits vorhandenen Eingangswiderstand von 47 kOhm ergibt sich so ein "neuer", niedrigerer MM-Phono-Eingangswiderstand von 23,5 kOhm, der wiederum durch 100 geteilt am Eingang des Übertragers erscheint und das MC-System mit 235 Ohm stärker belastet. Will man die Last nochmals halbieren, lötet man einen weiteren Widerstand von 23,5 kOhm parallel zum bereits vorhandenen 47k Ohm in die Laststecker, so dass sich eine MC-Belastung von 117,5 Ohm ergibt. Selbstverständlich kann man die Parallelschaltung von 47k und 23,5 k auch durch einen Einzelwiderstand von 15,7 k ersetzen. Dann muss man aber rechnen ... ;-)
Wann wird der Prototyp der Phonostufe verkaufsreif sein?
Uuuh - gute Frage ... da sind noch eine Menge offener Punkte zu klären. Möglicherweise werde ich in einem halben Jahr mehr dazu sagen können.
Vielen Dank für die bereitwillige, umfangreiche Beantwortung der Fragen und viel Erfolg mit Ihren großartigen Übertragerentwicklungen.


